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Wer keine Soßendämme im Kartoffelbrei baut,
ist innerlich schon tot!

Kolumne Ella macht Middach

Kolumne Ella macht Middach Quelle: WNA NOK

Seit Bernie, mein lieber Ehemann und Wasserbauer, häufiger mal im Home-Office zu finden ist, haben wir die größte Wasserbaustelle Europas auch am Mittagstisch. Das ist nicht immer einfach! Soviel dazu.


Fangedämme errichten

Schon klar: Der Neubau der Kleinen Schleuse am Holtenauer Ende des Nord-Ostsee-Kanals ist natürlich eine große Sache. Und Wasserbauer ist man ja auch nicht bloß deshalb geworden, weil’s so lustig wäre, Soßengräben in den Kartoffelbrei zu ziehen. Nein, nein! Das hat schon alles seinen Sinn und ist eine ernsthafte Angelegenheit.

Theo fragt also beim Mittagessen seinen Opa Bernie, wie das eigentlich gehen soll, wenn man eine neue Schleuse bauen will – der Bagger käme ja gar nicht unter Wasser und Taucher könnten das schwere Schleusen-Dings ja nun auch nicht mit der Hand zusammenschrauben. „Wegen Strömung und so.“ – „Mhm...!“, Opa antwortet kurz und knapp: „Fangedämme errichten!“. Theo kichert, weil er das Wort so lustig findet. Und Enkelin Hannah, die ältere Schwester, weiß nach einem kurzen Blick auf Wikipedia zu berichten: „Ein Kofferdamm beziehungsweise Fangedamm ist im Wasserbau eine provisorische Barriere oder ein provisorischer Damm, um für die Bauzeit bestimmte Bereiche des Baufeldes trocken legen zu können.“


Aha. Und was heißt das jetzt?

Theo sieht nicht so aus, als sei er nun schlauer. Und Opas Belehrung, die Übersetzung des englischen Begriffs „coffer dam“ als Kofferdamm sei ein sogenannter false friend, eine falsche Übersetzung, hilft dem Jungen auch nicht weiter. Ebenso wenig wie der Hinweis von Hannah, dass Kofferdam auch dieses eklige grüne Gummizeugs sei, das einem der Zahnarzt immer über den Mund stülpt, bis man fast erstickt! Hätte sie schon mal erlebt. Wurzelbehandlung. Nun hat Theo Angst.

Das kann Opa Bernie allerdings auch nicht gut haben und will den Jungen aufmuntern. Er baut einen Soßendamm im Kartoffelbrei: „Sieh mal Theo, das ist der Nord-Ostsee-Kanal“, erklärt er, „und die Fischstäbchen sind die Spundwände, die wir brauchen, um einen Damm zu bauen.“ Danach werde der Bereich innerhalb der Dämme trockengelegt – in Holtenau mit Sand, hier auf dem Teller mit Kartoffelbrei.


Mittagsstunde mit Wasserbau

Und dann könne es schon losgehen mit dem Bauen. „Die sechs Segmente der Fangedämme sind am Wiker Kanalufer zusammenfügt worden“, holt Bernie weiter aus. „Die jeweils rund 60 Tonnen schweren Stahlkonstruktionen wurden mit dem Schwimmkran TK10 in die Außenhäupter der Kleinen Schleuse eingesetzt.“ Theo wirkt nachdenklich.

Ob man denn auch Bratwürste statt der Fischstäbchen nehmen kann, will er wissen. Und schielt dabei auf die Schüssel mit den Bratwürstchen und der Zwiebelsoße, die neben der Fischstäbchen-Pfanne auf dem Tisch steht. Der Kartoffelbrei dampft. Wenn auch nicht mehr ganz so heiß. Mein guter Ehemann denkt nach. Gründlich, wie immer. Und dann antwortet mein lieber Wasserbauer: „Nee“, sagt er: „Bratwürste gehen nicht. Fischstäbchen halten dem Soßendruck besser stand“.

So is’ er! Wasserbauer am Mittagstisch, eben. Wisst Ihr, was ich meine?
Guten Hunger, Ihr Lieben.

Eure Ella